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Ein Fest der Akkordeonmusik

 

Gedenkkonzert der Harmonika-Vereinigung Böckingen in der Heilig-Kreuz Kirche

 

Ein Kirchenkonzert mit anspruchsvoller Akkordeonliteratur aus Klassik und Moderne widmeten die Spieler und Spielerinnen der Harmonika-Vereinigung Böckingen am vergangenen Sonntag ihrem langjährigen, kürzlich verstorbenen Ehrenvorsitzenden Werner Kern.

Unter Leitung von Rosemarie Dangel eröffnete das Ensemble mit „Sinfonia alla Barocco“ von Ted Huggens den musikalischen Bilderbogen fulminant. Der dargebotene 1. Satz der Suite, gleicht einer italienischen Ouvertüre und imponiert durch klare Strukturen und überraschende Rhythmen aus Rock und Pop mit lyrisch-romantischen Melodien.

Die Solistin Katja Herrmann beherrscht ihr Instrument in vortrefflicher Fingerfertigkeit. Mit dem Vortrag „Voluntary in G“, einer alt-englischen Orgelkomposition von Henry Heron, überzeugte sie mit außergewöhnlichem Spielkönnen, auch unter Einsatz des Melodiebasses.

Highlight mit der Sopranistin Sybille Baumbach, aus der Oper „Rusalka“ von Dvorak, das „Lied an den Mond“. In klangüppiger Tonsprache symphonisch-dramatisch in der Melodieführung und mit Spannungssteigerungen fein und leicht aufwärtsstrebend von Akkordeonisten und dem brillanten Sopran mit Gänsehautfaktor, herrlich erzählt, die bekannte Geschichte vom Prinzen und der Nixe.

„Divertimento für 3 Akkordeons“ ist eine reizvolle Spielmusik von Moritz Sauer. Traditionelle Satztechnik, die in ihren 4 Teilen einige rhythmische Überraschungen und interessante musikalische Wendungen enthält. Virtuos am Akkordeon waren hier Steffen Schuhmacher, Stephen Widenmeyer und Vincenzo Bologna zu beobachten.

Fritz Dobler, schon als 8-jähriger für seine flinken Finger auf der Diatonischen bekannt, schrieb 1966 die „Romanze“. Von den Spieler in der Originalversion einstudiert und in Perfektion spielerisch-leicht zum Träumen einladend, dem Publikum überreicht.

Nicht weniger bekannt ist Rudolf Würthner, auch für eines seiner gern und oft gespielten Komposition „Tango sentimentale“, in der gefühlvollen bis leidenschaftlichen Darbietung mit Spielern der Revivalband ein absoluter Hinhörer.

An den Meister des „Tango Nuevo“, Astor Piazzolla, erinnerte noch einmal die Solistin Katja Herrmann mit ihrem Vortrag „El Viaje“. Der gleichnamige Film erzählt von der Reise eines Jungen durch Lateinamerika auf der Suche nach dem Vater. Der Tango transportiert traumhafte musikalische Poesie, Trauer aber auch Lebensfreude komprimiert zum Zuhörer.

Zum beliebten Kirchenlied „Amazing Grace“ formierten sich die Spieler zusammen mit der glasklaren Stimme von Sybille Baumbach und begleiteten die Sopranistin auch zu „Hijo de la Luna“ von Jose Maria Cano Andres in einer Bearbeitung. Rudi Sanwald, der Arrangeur, war auch in seiner Funktion als Bezirksvorsitzender Unterer Neckar des Harmonikaverbandes im Publikum. „Kind des Mondes“ erzählt die traurige Geschichte einer Zigeunerin, die sich von Luna einen Mann erfleht und auch bekommt, dafür als Gegenleistung ihr Erstgeborenes an den Mond hergeben muss. Weint das Kind, nimmt der Mond ab und wiegt es in seiner Sichel.

Im Stil von Ronda Veneziano kommt „Welcome to Venice“ von Hans-Günther Kölz daher. Opulente barocke Pracht mit Fanfaren-Themen gepaart und mit Spielfreude verschmolzen. So fährt man in der Gondel, der Musik folgend, den Canale Grande hinunter durch die Lagunenstadt an all den imposanten Gebäuden und Brücken vorbei.

Gelungener Abschluss und zurück ins wahre Leben ging es mit der Popgruppe Coldplay und „Viva la Vida“, das 2009 als „Song of The Year“ ausgezeichnet wurde und mit dem die Harmonika-Vereinigung Böckingen den gelungenen Melodiencocktail aus vortrefflichste abrundete.

Aber was wäre ein gelungenes Konzert ohne Zugaben. Bei den „Abendliedern“ von Wolfgang Ruß ergriffen die zahlreichen Zuhörer die seltene Gelegenheit „Kein schöner Land“ und „Ade zur guten Nacht“ mit Orchester- und Sopranbegleitung zu singen.

Kennzeichnend für das Konzert mit der Dirigentin Rosemarie Dangel war nicht allein die hervorragende Auswahl der Stücke, sondern insbesondere die Begegnung der Musizierenden in lebendigem Wechsel aus Solo, Ensemblestücken, Gesang, Orchester und die Verwobenheit der vielfältigen Klangmöglichkeiten,  mit der bis in die letzte Reihe spürbare Lust an einem schönen gemeinsamen Konzert.

   
 

 

 
 
 
 
 

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